Die türkischen Sicherheitskräfte zählen mittlerweile acht verschiedene Terrornetzwerke am Bosporus. Neben der PKK galt bisher die sog. Hizbullah als grösste Bedrohung für die Sicherheit der Türkei. Sie soll mehr Mitglieder haben als die PKK.

 

 

 Ursprünglich war die Hizbullah ein „Revolutions-Export-Artikel“ aus Teheran. Waffen und Training der türkischen Hizbullah kamen zunächst aus dem Iran. Später, in den 90iger Jahren, wurde die Hizbullah wohl von staatlichen Stellen und militärischen Einheiten vor allem im Südosten der Türkei gegen die PKK eingesetzt. Manche behaupten, staatliche Stellen hätten den Aufbau der Hizbullah gegen die PKK befördert, andere, sie hätten zumindest verhindert, dass deren Aufbau stören. Im Gegenzug soll die Hizbullah rund 600 PKK Mitglieder getötet haben.

Anfang 2000 war die Hizbullah so stark, dass die Polizei 2001 in einer grossangelegten Operation die meisten Hizbullah Führer erschoss und 6.000 Mitglieder festnahm. Bei diesem Einsatz wurden Listen gefunden, die 20.000 Mitglieder auswiesen. Beobachter der Szene wie der Amerikaner Gareth Jenkins ("Political Islam in Turkey") glauben, die Hizbullah habe sich inzwischen reorganisiert und sei erneut die grösste Terrororganisation am Bosporus. Ihre Führung sitze inzwischen in Deutschland, wo die türkischen Behörden keinen Zugriff auf sie hätten.

Eine zweite islamistische Terrororganisation ist die IBDA-C,die „Front der Kämpfer für einen Großen Islamischen Osten“, eine Splittergruppe mit wahrscheinlich nur wenigen hundert Mitgliedern. Zuletzt konnte die Polizei eine Zelle der IBDA-C in Istanbul ausheben. Dabei fand sie eine Liste von möglichen Mordopfern, darunter Namen von jüdischen Unternehmern, Popsängern und Ministerpräsident Erdogan.

Deutlich gefährlicher als die IBDA-C ist die türkische Al-Kaida. Bei einem Polizeieinsatz Anfang des Jahres konnten mehrere Dutzend türkische Al-Kaida Mitglieder festgenommen werden. Dabei wurde klar, dass diese Organisation inzwischen in Istanbul, in benachbarten Provinzen von Istanbul, in Izmir am Mittelmeer, im zentralanatolischen Konya sowie im kurdischen Südosten der Türkei, in Mardin, organisatorisch verankert ist. Diese Organisation rekrutiert sich vor allem aus Extremisten der IBDA-C und der Hizbullah und unterhält wohl auch Kontakte zu diesen Organsationen.

Daneben gibt es linksextreme gewaltbereite Organisationen wie die DHKP/C, TKP/ML-TİKKO, MLKP. Das sind zum Teil “legale” politische Organisationen, die jeweils einen “militärischen Arm im Untergrund” unterhalten. Die Zahlen über die Stärke dieser Organisationen sind widersprüchlich. Zum Beispiel die DHKC/P: Die Polizeibehörden rechnen einerseits offiziell damit, dass von rund 8000 DHKP/C Mitglieder nur etwa 1 % der militanten Untergrundorganisation dieser Partei zuzurechnen ist, das wären lediglich 80. Sie wollen andererseits aber in den letzten Jahren über 3.000 militante DHKP/C Mitglieder festgenommen haben.

Seit einem Jahr nun ermitteln die türkischen Sicherheitsbehörden schliesslich gegen die Bande “Ergenekon”.